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Schloss Merlau
Auf den Spuren des verschwundenen Schlosses
Der Bau des Schlosses (1583 - 1592)
Der hessische Landgraf Ludwig IV, der seinen Sitz in der Marburger Residenz hatte, legte den Bau des Merlauer Schlosses in die Hände seines Hofbaumeisters Eberhard Baldewein.
Das schöne, fürstliche Schloss, einst erbaut in den Jahren 1583 bis 1592, war ein Komplex aus mehreren Bauten mit Schlosskapelle, großem Festsaal und unzähligen weiteren Sälen, Stuben, Gemächern, Kammern und Kellern sowie einem Marstall.
Umgeben war das Gebäude von einem breiten Wassergraben. Dem Schloss vorgebaut, direkt über dem Schlossgraben, war das dazugehörige Amtshaus, die Kanzlei.
Stich von Merlau (um 1650)
Das stattliche dreigeschossige Schloss war geprägt von der europäischen Kulturepoche des 16. Jahrhunderts mit Renaissancegiebeln und zwei Etagen im Dachbereich. Im Hof befand sich ein hoher Turm, westlich ein weiterer schlanker Turm, wohl ein Treppenturm.
Der Sage nach hatte das Schloss „so viele Fenster wie Tage das Jahr“, was sich beim Bau durch die Lieferung von rund. 31.000 Fensterscheiben verdeutlicht.
Mit Blick aus südlicher Richtung auf das einstige landgräfl iche Schloss liegt linker Hand das Dorf Merlau mit Kirche und auf der rechten Seite das zum Schloss gehörende Gehöft, der Vorwerkshof mit Mühle.
Schlossruine mit Kanzleibau (um 1763)
Das unbewohnte Schloss wurde während der Kriegszeiten immer wieder von Truppen heimgesucht, die sich dort und im Dorf einquartierten. Sie richteten großen Schaden an durch Zerstörung und Entwendung, plünderten zudem die Häuser, Stallungen und Gärten der Merlauer. Folglich brachten sie Not und Leid für die Bürger, die sich nicht anders zu helfen wussten, als das Dach des Schlosses abzudecken, womit sie im Jahre 1763 den Grund für dessen Ruin legten.
Der Zerfall des Schlosses schritt somit unaufhaltsam voran und Anfang des 19. Jahrhunderts war es endgültig zur Ruine geworden. Der Befehl zum Abriss erfolgte durch Großherzog Ludwig I im Jahre 1810.
Im Jahr 1823 kaufte die Gemeinde das Anwesen. In diesen Jahrzehnten diente es als „Steinbruch“ für den Hausbau der einst so geplagten Merlauer Bürger. Als die Überreste des Schlosses und des Kanzleibaus später abgetragen waren, wurde der Wassergraben zugeschüttet und das gesamte Terrain mit Erde aufgefüllt.
Die Steinbrücke
Der einzig baulich erhaltende Zeitzeuge aus der Geschichte des Merlauer Schlosses ist die heute noch existierende Brücke über den Seenbach. Sie wurde im Jahre 1599 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Einst war sie die Verbindung zwischen dem Dorf und dem Schloss.
Steinbogenbrücken waren bis ins 16. Jahrhundert im Brückenbau die dominierende Bauweise. Der Bau solcher Überführungen beruhte auf großer Erfahrung, sollten sie doch unter dem Tragwerk bestehen und ihrer Dauerhaftigkeit Rechnung tragen.
Ausgrabungsstätte
Durch die Bemühungen eines Merlauer Bürgers wurde auf seinem Grundstück in der heutigen „Schlossgasse“ ein kleiner Teil der unter der Erde liegenden Grundmauern des ehemaligen Prachtbaus freigelegt. Bei dieser Ausgrabung kamen nicht nur das Fundament, sondern auch unzählige Fundsachen zu Tage, wie Ofenkacheln mit landgräfl ichem Wappen und sonstigen Verzierungen, Bodenfl iesen, Glasreste der bleiverglasten Fenstern, Bleiteller, Hirschstangen, Ziersteine der Außenfassade, Dachschieferstücke und vieles mehr.
Teile davon befinden sich unter anderem in der historischen Dorfstube „Hobstallstowwe“: www.hobstallstowwe.de.
Die Ausgrabungsstätte ist auch heute noch in Privatbesitz.
Hier können Sie die freigelegte Grundmauern des ehemaligen Merlauer Schlosses auf dem heutigen Grundstück der Familie Kämmer sehen.
Grundriss vom Schloss (1814)
Ein Grundriss aus dem Jahre 1814 zeigt, dass das fürstliche Schloss sich als mehrflügeliger Bau darstellte und von einem breiten Wassergraben umgeben war.
Der Weg in das Schloss führte über die vor und hinter dem Kanzleibau eingebauten Zugbrücken und endete in einem geschlossenen Innenhof, in dem ein springender Brunnen stand mit einem Fassungsvermögen von 80 Ohm Wasser (rund 12.000 Liter nach heutigem Maß). Eine weitere Zugbrücke befand sich an der Nordseite und führte zu dem zum Schloss gehörenden landwirtschaftlichen Gutshof ( Vorwerkshof mit Herrenmühle).
Das ganze Areal hatte einen Flächeninhalt von 10.000qm.
A - Der s.g. Kanzleibau
B - Durchfahrt, darüber die Kirche
(zwischen A und B: Zugbrücke)
C - Abtrittsbau
D - Der Sage nach eine Turmbaustelle
E - Desgl. Marstall
F - Eingangstreppe zur Kirche
G - Stelle eines ehem. Brückenturmes
Fotomontage des Schlosses
Diese Fotomontagen ermöglichen den Blick auf das landgräfliche Schloss, würde es heute noch stehen.
Weitere Informationen finden Sie auch hier: www.schloss-merlau.de.