Ortsteil Bernsfeld
Ehemaliger Wasserhochbehälter Bernsfeld
Jetzt Fledermausquartier
Mücke-Bernsfeld (rn) (An der Landstraße zwischen Bernsfeld und Burg-Gemünden steht rechts der im
Jahre 1907 von der Gemeinde Bernsfeld erbaute Wasserhochbehälter. Dieser Wasserhochbehälter wurde mit Ouellwasser, welches durch einen am 21. Januar 1906 abgeschlossenen Vertrag mit dem Müller Johannes Langstroff, Königsaasen, gespeist.
Dieser Vertrag wurde am 02. Februar 1907 durch einen zweiten, erweiterten Vertrag aufgehoben. Dieser schloss die völlige Abtretung der Ölmühle mit dem dazu gehörigen Gebäuden, Grund und Boden und Wasserkraft beider Mühlen ein, sowie einen Raum in dem seither der Müllerbetrieb stattfand. Als zukünftigen Pumpenwärter verpflichtete sich Langstroff, die Wartung das erste Jahr unentgeldlich durchzuführen. Kurz zuvor waren noch zwei weitere Verträge mit Ludwig Schud und Peter Glatthaar, beide Königsaasen, abgeschlossen worden, die beide alte Rechte an der Quelle besaßen und gegen Zahlung von je 1 000.00 Mark von nun an darauf verzichteten.
Später erwarb die Gemeinde von Langstroff noch ein zum Quellgebiet gehöriges 448 qm großes Gelände. Nachdem diese Voraussetzungen vorhanden waren, konnte mit dem Bau am 06. Mai 1907 begonnen werden. An den Arbeiten waren u.a. folgende Betriebe beteiligt: Maurermeister Johannes Ruckelshausen VI von Burg-Gemünden, Frankenthaler Kesselschmiede- und Maschinenfabrik in Frankenthal, Firma Oltsch und Co. Aus Saarbrücken und das Bildhauergeschäft Leonhard in Grünberg. Die Gesamtkosten des Wasserwerkes betrugen bis zum Jahre 1909, einschließelich Abtretungs- und Entschädigungskosten, rund 85 000.00 Mark. Am 1. Dezember 1907 wurde das Wasserwerk in Betrieb genommen. Schon wenige Tage danach schloss sich Atzenhain der gemeinnützigen Einrichtung an. Bereits im Jahre 1908 begannen Verhandlungen mit der Gemeinde Bleidenrod. Nach einer Zahlung in Höhe von 4000.00
Mark an Bernsfeld und einer Zahlung in Höhe von 5000.00 Mark an Atzenhain wurde Bleidenrod an den Hochbehälter angeschlossen. Im Jahre 1914 und im Jahre 1924 wurden Erweiterungen am bestehenden Behälter vorgenommen und eine Brandreserve eingebaut.
Trotz dieser Erweiterungen beklagte sich Atzenhain über mangelnde Wasserzufuhr und kündigte am 1. September 1953 seine Mitgliedschaft. Die zwangsläufige Vermögensauseinandersetzungen beschäftigten dann die drei Gemeindevertretungen, bis der damalige Landrat Dr. Mildner mit den Beteiligten einen Kompromiss aushandelte. Danach verpflichteten sich Bleidenrod und Bernsfeld an Atzenhain einen
Betrag in Höhe von 5 350.00 DM zu zahlen, wobei auf Bernsfeld zusätzlich noch ein Sonderbeitrag von 500.00 DM entfiel. Dieser Betrag diente für die Abtretung der sich im Atznhainer Besitz befindlichen Rohrleitung bis zum Luftschacht in Höhe des Bernsfelder Friedhofes. Die erfolgte Einigung hatte die Erfüllung eines langgehegten Wunsches aller Bernsfelder zur Folge. Nun konnte ein Wasserleitungsstrang zu dem Friedhof verlegt werden, welcher heute noch den Friedhof mit Wasser versorgt.
Trotz dem Einbau von Wasserzählern im Jahre 1962 und Festlegung eines den Verhältnissen angepassten Wassergeldes reichte der Druck des Hochbehälters nicht mehr aus, um die höher gelegenen Häuser des Ortsteiles mit Wasser zu versorgen. Im Jahre 1970/71 wurde durch einen Neubau der Zuleitung, des Umbaues der Pumpstation und die Errichtung eines Druckverstärkers, ein Teil des Problemes behoben. Die Gesamtbaukosten beliefen sich für diese Baumaßnahme auf ca. 300 000.00 DM.
Es zeigte sich aber im laufe der Jahre, das man mit dem Bau des Druckverstärkers das Problem der Wasserversorgung nicht gelöst hatte. So wurde 2007 ein Vorlagebehälter an der Druckerhöhungsanlage gebaut. Die wichtigsten technischen Daten des Vorlagebehälters lauten wie folgt:
Nutzvolumen der Wasserkammer: ca. 160 cbm
Innendurchmesser der Wasserkammer: 8,50 m
Mittlere Wandhöhe: 3,40 m
Mittlere Wassertiefe: 2,80 m
Die Erdbewegung für den Behälter ( nur für die Wasserkammer) betrugen ca. 250 cbm, und an Stahlbeton wurden ca. 100 cbm eingebaut. Durch diese Baumaßnahme konnte auch die Löschwasserversorgung der Ortes verbessert werden. Die Baukosten betrugen ca. 270 000.00 Euro. Die Stilllegung des alten Hochbehälters erfolgte durch Umbau der Leitungen auf dem Gelände des Hochbehälters.
Die NABU- Gruppe Wettsaasen baute dann im Jahre 2008 den Innenraum des ehemaligen Wasserhochbehälter zu einem Fledermausquartier um. Unter Anleitung des Fledermausexperten Olaf Godmann wurden Mauern aus mehreren hundert Bims- und Hohlblocksteinen an verschiedenen Stellen im Gebäude errichtet. Lücken und Zwischenräume in den Wänden dienen überwinterten Fledermäusen als Quartier.
Um unterschiedlichen Ansprüchen der Fledermausarten an Temperatur und Luftfeuchtigkeit gerecht zu werden, wurden die Mauern sowohl im Vorraum als auch Im Bereich der ehemaligen Wasserkammern von den NABU Mitgliedern aufgeschichtet.
Fledermäuse benötigen zur Überwinterung geeignete Quartiere, beispielsweise Höhlen, Stollen oder auch Kammern. Diese sollen entsprechende klimatische Bedingungen aufweisen und möglichst störungsfrei sein. Das nahe gelegene Naturschutzgebiet bietet mit seinen Stillgewässern und Gehölzzonen ideale Jagdzonen für Fledermäuse. Damit die „Untermieter einziehen können, wurde die Eingangstür mit einer Einflugöffnung versehen. Nach Aussage der NABU können insbesondere heimische Fledermausarten, wie Braunes Langohr, Fransenfledermaus oder auch die Wasserfledermaus zur Besiedlung erwartet werden.
Willi Scholl
Ortsvorsteher