Ortsteil Bernsfeld
Naturdenkmal „Die sieben Linden“
Mücke-Bernsfeld (rn) An der Landstraße zwischen Bernsfeld und Atzenhain steht rechts, kurz vor Beginn des Waldes eine mächtige Baumgruppe und zwar des Naturdenkmal „Die sieben Linden".
Von den ehemaligen sieben Linden sind leider nur noch 3 vorhanden, aber es haben sich zu diesen drei Linden, vier Eichen und drei Buchen dazu gesellt und diese bilden heute immer noch eine stattliche Baumgruppe, welche im Sommer kühlen Schatten spenden und zur kurzen Rast einladen.
An diesem jetzt noch vorhandenen Naturdenkmal trafen sich einst wichtige und einmündende Straßen. Dieser längst verschwundene Wegestern in den Fluren Igelshain und Lichterwald war vormals der wichtigste Verkehrsknotenpunkt zwischen Gießen, Grünberg, Homberg, Amöneburg, Marburg und Ulrichstein.
Wichtig hierbei war die Messe-Geleit-Straße Frankfurt – Hersfeld – Erfurt – Leibzig, die noch im 16. Jahrhundert als „lange Hessen" berühmt war. Weiterhin waren diese Straßen ein Teilstück der Verbindungen vom Rhein-Maingebiet bis zu den Nord-Ostsee Häfen. Hier trafen oder überschnitten sich die „Alte Gießener Straße", von Geilshausen herkommend, die „Alte Homberger Straße", deren Ausgangspunkt Grünberg war und die in Homberg, bzw. Amöneburg endete, die „Marburger Straße", die von Marburg über den Hof Kapelle, Heskem, Rüddingshausen, an der Wüstung Weizenhain vorbei über Weitershain, an Bernsfeld vorbei zu dem Straßenstern führte und von dort den Kratzberg und die Merlauer Furt erreichte, um schließlich in Ulrichstein zu enden. Nach Marburg oder Amöneburg konnte man von Bernsfeld aus einen weiteren Weg benutzen, auf dem man durch das Pferdsbacher Holz über Höingen zu den zuvor genannten Städten zu gelangte. Das noch vor Jahren viel begangene „Schadenbacher Pfädchen" mag ein Rest dieser Verbindung gewesen sein.
„Die Sieben Linden" waren als Wegestern in der damaligen Zeit von sehr großer Bedeutung und als Richtungspfeiler gedacht.
Dem Volksmund nach sind die Bäume freilich zur Mahnung gesetzt worden, um die gedankenlosen Menschen an die sieben fetten und sieben mageren Jahre aus Josephs Traum zu erinnern, damit sie sich in Zeiten der Fülle bescheiden und zugleich auf kommende Notjahre vorbereiten können.
Willi Scholl
Ortsvorsteher